Landschaft und Kultur
Kulturhistorische Bedeutung der Marschdörfer
Die Gemeinde Westoverledingen liegt im südlichen Ostfriesland an der Ems. Landschaftlich ist die Region geprägt durch weitläufiges, offenes Marschengrünland mit Übergängen zur baumreicheren Geest und den südlich und östlich angrenzenden ehemaligen Hochmoorgebieten. Die Landschaft der Emsmarsch zu erhalten, ist nicht nur unter dem Aspekt des Naturschutzes, sondern auch im Sinne des Denkmalschutzes von besonderer Bedeutung:
Eine Fluss-Marschlandschaft entwickelt sich nur im Gezeiten-Einflussgebiet von Tideflüssen und ist geprägt von nahezu meeresspiegelgleichem Flachland. Neben Weser und Elbe ist die Ems einer von nur drei Flüssen in Deutschland, in deren ehemaligen Überschwemmungsgebiet sich eine solche Landschaft entwickelt konnte. Sie besitzt damit Seltenheitswert und ist somit auch schützenswert.
In den Marschlandschaften siedelten die Menschen auf künstlich oder natürlich entstandenen Erhöhungen, um vor Hochwasser geschützt zu sein. Diese Ansiedlungen ragen bis zu vier Meter aus dem Marschland empor. Im Gemeindegebiet von Westoverledingen ist noch eine besonders große Anzahl dieser Warften erhalten und erfahrbar, wie z. B. Spriekenborg, Heerenborg, Esklum, Driever, Weekeborg, Dorenborg, Grotegaste, Hilkenborg und Mitling Mark. Wie eine Perlenschnur entlang der Ems aufgereiht, besitzen diese Orte durch ihre verbliebene Ursprünglichkeit kulturhistorischen Seltenheitswert. Dem wird auch durch die Denkmalbehörde Rechnung getragen, die einige dieser Siedlungen unter Ensembleschutz gestellt hat.
Zu diesem schützenswerten Kulturgut gehören auch etliche historische Kirchenbauten, die aus den Warften herausragen und optische Landmarken bilden. Die Kirchen in Esklum, Driever und Grotegaste besitzen wertvolle Orgeln aus dem 19. Jahrhundert und bilden gemeinsam die „Orgelstraße der Romantik am Emsdeich“.
Diese geologische, kulturhistorische und baugeschichtliche Seltenheit ist nur durch den Kontext der sie umgebenden weiten Flachlandschaft erfahrbar.
Wird diese Weitsicht von kurzsichtigen Profiteuren der Windindustrie verbaut, ist die Erfahrbarkeit auf lange Sicht dahin.
Durch die Nachbarschaft der Windkraftwerke werden die Gebäude der Marschdörfer einen erheblichen Wertverlust erleiden, der den Erhalt der Dörfer auf lange Sicht gefährdet. Die malerischen und von vielen Urlaubern so sehr bewunderten romantischen Warften wären dem Verfall preisgegeben.
Ist das politischer Wille?
Es ist jedenfalls weder der Wille der Mehrheit der Einwohner, noch der der Urlauber von nah und fern!
Von den neun oben aufgezählten Warftdörfern sind sieben direkt und erheblich betroffen.